Am Ende des Jahres bis rein ins neue Jahr haben wir wieder die Raunächte. Der Begriff kommt aus den mittelhochdeutschen und kann mit „wild, grob, haarig“ aber auch mit „räuchern“ übersetzt werden. Letzteres weist schon daraufhin: Nach alter Tradition räuchert man, um die alten Geister zu vertreiben. Auch galt oraklen als sehr erfolgreich in diesen Nächten. Vor allem die Anrufung von Ahnen, um diese nach Ratschlägen zu fragen, war üblich gewesen.
Insgesamt sind es 12 Raunächte, wobei jede Nacht für einen Monat im kommenden Jahr und dazu für ein bestimmtes Thema steht, wofür geräuchert oder auch oraklet wird. Durch eine unterschiedliche Tagesanzahl von einem Mondjahr (354 Tage) und Sonnenjahr (365 Tage) entstand diese Zwischenzeit der 12 Nächte. Während der Zeit glaubte man, dass draußen böse Geister und Dämonen vermehrt ihr Unwesen treiben in der kalten, dunklen Natur.
Hier die Nächte:
- Die Nacht von 25.12 auf 26.12. steht für den Januar und hat folgendes Thema: Das Licht in meinem Leben -wir denken an das, was wir lieben und uns dadurch ein gewisses Licht bringt
- Die Nacht von 26.12. auf 27.12. steht für den Februar und hat folgendes Thema: Die Verbindung mit der inneren Stimme
- Die Nacht von 27.12 auf 28.12 steht für den März und hat folgendes Thema: Die Zyklen werden, wachsen und Vergehen sowie der Wandel
- Die Nacht von 28.12 auf 29.12 steht für den April und hat folgendes Thema: Der Schutz der unschuldigen Kinder, aber auch der Kreativität und der Fruchtbarkeit
- Die Nacht von 29.12 auf 30.12. steht für den Mai und hat folgendes Thema: Die Stricke unseres Schicksal weben bzw ändern
- Die Nacht von 30.12.auf 31.12. steht für den Juni und hat folgendes Thema: Die Versöhnung, auch mit Frustrationen und Enttäuschungen
- Die Nacht von Die Nacht von 31.12. auf 01.01. steht für den Juli und hat folgendes Thema: Ausklingen des alten Jahres
- Die Nacht von 01.01.auf 02.01. steht für den August und hat folgendes Thema: Das neue Jahre beginnt
- Die Nacht von 02.01.auf 03.01. steht für den September und hat folgendes Thema: Das Wesentliche für einen selber erkennen
- Die Nacht von 03.01. auf 04.01. steht für den Oktober und hat folgendes Thema: Kraft für die neuen Zyklen aufbauen und für die kommenden Wege, die im neuen Jahr gegangen werden müssen
- Die Nacht von 04.01 auf 05.01. steht für den November und hat folgendes Thema: Aus den Wünschen die Vorhaben machen
- Die Nacht von 05.01. auf 06.01 steht für den Dezember und hat folgendes Thema: Die Raunächte abschließen, wofür auch ein Räucherritual genommen wurde
Man sagt sich, dass das Wetter in der Nacht auch das Wetter für den entsprechenden Monat sein soll und wer sich in der Nacht in der Mitte einer Weggablung bzw Kreuzung stellt und die Eindrücke auf sich wirken lässt, wird Anzeichen für die Verlauf des Monats erhalten.
Hier ein paar weitere Besonderheiten:
- Es gab den Glauben, dass Tiere während dieser Nächte die menschliche Sprache beherrschen und über die Toten im kommenden Jahr sprechen würden
- Kinder, die während dieser Zeit auf die Welt kommen, sollen übernatürliche Fähigkeiten besitzen
- Hier weitere Namen: Losnächte (abgeleitet vom althochdeutschen liozan und meint wahrsagen), die Zwölften (wegen der Anzahl), Glöcklernächte (bezieht sich auf einen alten Einkehrbrauch), Schweignächte und Stillnächte (Beide Letzteren: wegen der Stille in der Natur)
- Hier noch ein kurzer Auszug aus der Mythologie zu den Raunächten:
Die Wilde Jagd:
Durch die dünne Schwelle treten aus der Anderswelt schnell die Seelen der Verstorbenen, Geister auch Dämonen in die Menschenwelt ein. Der Anführer der wilden Jagd über die Landschaften ist der Gott Odin bzw Wotan mit seinen treuen Begleitern, wie seine Raben Hugin und Munin. In manchen Nächten ist auch seine Frau Frigg an seiner Seite.